Jakob der Letzte by Peter Rosegger
Autor:Peter Rosegger
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: ELV
veröffentlicht: 2017-11-15T00:00:00+00:00
Die Liebe ist da!
So stand zur stillen heiligen Hoffnung des Jakob eine neue Jugend auf in Altenmoos. Und in den Reuthof zog fast gewaltsam die Liebe ein.
Eines Sommersonntages war der Jakob wieder einmal nach Sandeben gegangen. In Altenmoos waren die Handwerker abgekommen, so musste man Kleider, Geräte und Werkzeuge in Sandeben machen lassen. Jetzt sollte auch in Altenmoos Bargeld sein und um solcherlei hatte sich der Reuthofer zu bekümmern an Sonn- und Feiertagen, da er sonst in seiner alten Bibel sich zu erbauen pflegte und frohe Sonntagsruhe gehalten hatte.
Diesmal waren auch sein Weib und der Friedel mit nach Sandeben gegangen, das Weib, weil das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit war, der Sohn, weil er draußen in Sandeben etwas Liebes wusste. Er bewahrte seine Liebe zur Iderl als Geheimnis und hatte keine Ahnung, dass sie aus seinen munteren Augen leuchtete, aus seinem hellen Jauchzen hinausklang in die schöne Gotteswelt. Der Jakob und die Maria blickten sich manchmal verständnisvoll an. Furchenbauers Ida! Sie hätten nichts dagegen, wenn's einmal so weit kommen und der Friedel ein junges Weib heimführen wird in den Reuthof. Wenn der Friedel gleichwohl nicht Jakob heißt, so soll er bass seinen ersten Buben so heißen, denn die Jakobe dürfen nicht abkommen in diesem Hause.
Da sich an diesem Tage auch die paar Dienstboten zerstreut hatten, teils ebenfalls in der Kirche, teils bei der Herde auf der Weide waren, so fand sich die Angerl allein daheim, um das Haus zu hüten. Sie verriegelte die Tür, kniete an den Tisch hin und hielt still und fromm ihre Sonntagsandacht. Sie sprach den 'goldenen Rosenkranz'. Weil sie ganz allein war, so faltete sie recht herzinnig die Hände, schaute mit ihren treuen unschuldigen Augen zu den Bildnissen des Hausaltares auf und betete: 'Jesus mein' Lieb', Maria mein' Hoffnung, Josef mein' Ehr', Joachim mein' Fürbitt, Anna mein' Helferin! Steht uns bei in der Not, jetzt und auch in dem Tod, Jesus, Maria, Josef, Joachim und Anna!'
Zu den offenen Fenstern leuchteten die gegenüberliegenden sonnigen Waldlehnen in die Stube, eine Hummel läutete zu einem Fenster herein, zum anderen hinaus. Es war ein heiliger Frieden ringsum und das Mädchen betete.
Plötzlich schlug draußen der Kettenhund an.
'Geld oder Blut!', rief es und am Fenster erschien der Braunkopf eines jungen Burschen.
'Ja freilich', lachte die Angerl auf und verhüllte keusch ihre Andacht, 'der mich erschrecken wollt', der müsst' ein anderes Ausgeschau haben wie du.'
Der junge Florian Hüttenmauser sah in der Tat nicht so aus, als ob die feinen Dirndeln vor ihm davonlaufen müssten.
'Den Kettenhund kunnt'st just loslassen', sagte nun der junge Bursche. 'Fünf Junge im Kobel! So eine Familie haben und an der Kette hängen! Was wolltest du dazu sagen?'
'Lass ihn nur los', sagte sie.
'Ich bedank' mich', antwortete er. 'Wir zwei stehen nicht ganz gut miteinander, der Waldl und ich. Aber das magst mir glauben, so lang' das Vieh nicht ledig ist, gibt's keine Ruh' in der Nacht. Es bellt nur an der Kette.'
'Ja freilich, dich wird sein Bellen irren drüben beim Hüttenmauser!'
'Drüben nicht, aber hüben', sagte der Florian, 'und jetzt sei so gut, Angerl, und mach' die Tür auf.
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